Bergbau-Ausstellungen im Museum Wilnsdorf und im Förderturm Niederdielfen erinnern an den Siegerländer Bergbau

Sammlung Jung im Museum Wilnsdorf

Als Dauerleihgabe in den Bestand des Museums aufgenommen ist die Sammlung von Günther Jung, die der 2016 verstorbene Siegerländer Sammler über viele Jahrzehnte mit viel Liebe, Leidenschaft und großer Sachkenntnis zusammen gestellt hat. Die Sammlung umfasst neben Werkzeugen, Lampen, Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs und Dokumenten aus der Bergbaugeschichte vor allen Dingen eine reichhaltige Mineraliensammlung, die von häufigst vorkommenden Mineralienarten des Siegerlandes bis hin zu den ganz seltenen „Schätzchen“ reicht. Große, beeindruckende Stufen sind ebenso zu sehen wie Mikrolithe, seltene Schätze des Siegerländer Bergbaus, die sich nur unter dem Mikroskop in ihrer ganzen Schönheit zeigen.
Zwei Präsentationen zeigen die Arbeit des Bergmanns in ihrer wechselvollen Geschichte, zum einen im Mittelalter mit Haue, Kratze und Trog und zum anderen in der Mitte des 20. Jahrhunderts mit Pressluftbohrer und Dynamitpatrone.

Ein Schatz besonderer Qualität ist das vollständig erhaltene Bergbaulabor mit seinen Messinstrumenten, Waagen und Apparaturen.

Eine alte Lampe aus dem Bergbau

Mit Virtual-Reality-Brille ins Bergwerk

Besucher des Wilnsdorfer Museums können mit Hilfe einer Virtual-Reality-Brille ein faszinierendes Abenteuer erleben. Mit dieser modernen 3D-Technologie besteht die Möglichkeit, in die Grube Landeskrone einzutauchen und die Welt des Bergbaus hautnah zu erleben.
Die Besucher nehmen in einem echten Grubenwagen Platz und setzen die VR-Brille auf. Sodann werden sie in die virtuelle Welt unter Tage transportiert und erkunden die unterirdischen Gänge der Grube Landeskrone bis zur imposanten Maschinenhalle. Dort können sie historische Dampfmaschinen aus nächster Nähe bewundern und sogar 90 Meter tief in einen Schacht hinabsehen. Dieses intensive Erlebnis lässt die Besucher sich wie echte Bergleute fühlen und ist schwer in Worte zu fassen – es muss selbst erlebt werden.

VR-Brille für das ultimative Abenteuer-Erlebnis "unter Tage"

Ausstellung im Förderturm am Grimberg in Niederdielfen

Die Eisenerzvorkommen sind es gewesen, die seinerzeit die ersten Bewohner in das damals noch von dichten Wäldern bedeckte Siegerland führten und die zahlreiche Bergwerks- und Hüttenbetriebe entstehen ließen. Hieraus entwickelte sich später die weiterverarbeitende Eisen- und Kleineisenindustrie, die auch heute noch – wenn auch rückläufig – für viele Siegerländer Arbeit und Brot bietet.

Doch trotz der großen Tradition des Erzbergbaus sind im Laufe der Zeit alle im gesamten Siegerland ehemals vorhandenen Einrichtungen oder Anlagen, die früher einmal der Erzgewinnung dienten, beseitigt worden. Allein in der Gemeinde Wilnsdorf gab es 8 Gruben, die Fördertürme hatten. In Anzhausen war dies die Grube „Concordia“, die Grube „Ameise“ lag im Leimbachtal, in Obersdorf gab es die Grube „Silberquelle“ und die Grube „Rex“, in Wilgersdorf existierte die Grube „Neue Hoffnung“, in Wilden die Grube „Bautenberg“, und schließlich ist noch die Grube „Marie“ im Wiebelhäuser Tal zu nennen.

Grube Grimberg

Auch die Grube „Grimberg“ in Niederdielfen, die von 1807 bis 1911 in Betrieb war, verfügte über einen Förderturm, der nach ihrer Stilllegung abgerissen wurde. 1995 wurde die Grube „Grimberg“ dann sozusagen zu neuem Leben erweckt: Niederdielfen erhielt mit einem Förderturm, der bis dahin auf dem Gelände des ehemaligen Julianschachtes in Bensberg gestanden hatte, ein neues Wahrzeichen. Für das gesamte Siegerland stellt er ein einzigartiges technisches Denkmal dar, das nachdrücklich an die rund 2000 Jahre alte Wirtschaftsgeschichte der Region erinnert. Der rund 16 m hohe Förderturm mit Schachtgebäude ist typisch für das Siegerland und hätte einst durchaus in einem der klassischen Bergbauzentren des Siegerlandes stehen können.

Ausstellung gibt einen Einblick in die Arbeitswelt der Bergleute

Im zweigeschossigen Schachtgebäude, der „Hängebank“, befindet sich eine Ausstellung, die sich mit der Sozialgeschichte des Bergbaus, dem Markscheider und seiner Arbeit sowie der Geschichte der Grube Grimberg befasst.

Das Erdgeschoss gibt einen kleinen Einblick in die Arbeitswelt und den Alltag der Bergleute zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Schicht begann mit der Ankunft am Arbeitsplatz. Gezeigt werden Stechuhr, Waschkaue und Markenkontrolle. Vorgestellt werden auch die Arbeitsschritte unter Tage anhand zeitgenössischer Werkzeuge und Fotografien der Sammlung Peter Weller. Zudem lockt ein Blick durch Panzerglas in den Schacht bis auf den tiefen Stollen in etwa 68 Meter Tiefe. Der Schacht unterhalb des tiefen Stollens ist bis auf eine Tiefe von etwa 680 Meter mit Wasser überflutet. Ein Schaubild neben dem Schacht verdeutlicht den schematischen Aufbau einer Grube. Dokumente und Gegenstände der Sachkultur zu Einkommen und Frömmigkeit der Bergarbeiter komplettieren die Ausstellung im Erdgeschoß.

Markscheider und Vermessung im Bergbau

Das Obergeschoss ist dem Markscheider und seiner Arbeit gewidmet. Die Markscheidekunst dient der ober- und unterirdischen Vermessung im Bergbau. Oberirdisch entstehen aus der Vermessungsarbeit Gruben- oder Situationsrisse, unterirdisch Grubenrisse. Über Tage fixiert der Markscheider die Grenzen der Grubenfelder anhand von Lochsteinen, unter Tage durch die Anbringung von Messpunkten. Gezeigt werden neben historischen Instrumenten des Markscheiders auch Gruben- und Situationsrisse.

In einem Wendedisplay können Fotografien aus der Grube Grimberg und anderen Gruben des Siegerlandes, die in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden, betrachtet werden. In Pultvitrinen werden Dokumente und Materialien zu bedeutenden Bergwerken der Gemeinde Wilnsdorf gezeigt sowie eine Zusammenstellung der am häufigsten geförderten Erze aus dem Siegerland. Das Obergeschoß bietet außerdem – vor allem für junge Leute – die Möglichkeit, der Geschichte des Bergbaus spielerisch näher zu kommen.

Besuchsmöglichkeit

Die Besichtigung der Bergbauausstellung ist von Mai bis einschließlich Oktober jeden 2. Sonntag im Monat möglich, von 14 bis 17 Uhr, der Eintritt kostet 1 Euro.

Führungen sind jederzeit nach telefonischer Voranmeldung möglich.

Anschrift

Förderturm Niederdielfen
Grimbergstraße
57234 Wilnsdorf-Niederdielfen

Der Förderturm in Niederdielfen von der Straße aus

Foto: Elfi Jung

Der Förderturm Niederdielfen stand ursprünglich auf dem Gelände des ehemaligen Julianschachtes in Bensberg.
Förderturm am Grimberg in Niederdielfen

Foto unten: Elfi Jung